Thrombotisch-thrombozyto­penische Purpura (TTP)
Die Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP), auch Morbus Moschcowitz genannt, ist eine seltene und lebensbedrohliche Multisystemerkrankung. Die TTP ist durch einen Mangel an Thrombozyten (Thrombozytopenie) und damit einhergehenden Einblutungen in die Haut (Petechien), eine hämolytische Anämie (Erythrozytenmangel) sowie einer neurologischen Symptomatik (motorische oder sensorische Probleme, Bewusstseinsstörungen, Sprachprobleme) gekennzeichnet. Biochemisch kann eine verminderte Aktivität oder ein Mangel der Von-Willebrand-Faktor-spaltenden Protease (VWF-CP oder ADAMTS-13) sowie ein erhöhter Gehalt von ultragroßen Multimeren des Von-Willebrand-Faktors (VWF) gezeigt werden.
Der VWF ist ein Protein, das wichtige Funktionen bei der Blutgerinnung übernimmt. Der VWF wird in Endothelzellen (Zellen der Gefäßwand) gebildet und kontinuierlich als lange Kette (Multimer) in den Blutkreislauf freigesetzt. Direkt am Endothel wird der VWF durch ADAMTS-13 in verschieden lange Teilstücke gespalten. Kommt es zu Verletzungen des Endothels, wird an dieser Stelle vermehrt VWF aus dem Endothel freigesetzt. Der VWF fungiert als Bindeglied zwischen Endothel und Thrombozyten. Auf diese Weise wird ein Anheften der Thrombozyten an eine verletzte Gefäßwand ermöglicht, die Blutgerinnung dadurch aktiviert und die verletzte Stelle durch ein Blutgerinnsel verschlossen.
In einem gesunden Menschen spaltet ADAMTS-13 die VWF-Multimere in kürzere Einheiten, sobald sie eine bestimmte Länge überschritten haben. Bei TTP-Patienten ist die Spaltung der VWF-Multimere in kürzere Einheiten aufgrund einer fehlenden oder eingeschränkten Aktivität der ADAMTS-13 nur unzureichend möglich. Das hat zur Folge, dass der VWF als überlange Kette vorliegt. An diesen langen VWF heften sich, unabhängig von Endothelverletzungen, mehrere Thrombozyten an und es kommt zu Verklumpungen (Mikrothromben). Diese können die kleinen Blutgefäße verstopfen, wodurch es zu Durchblutungsstörungen von Organen wie z.B. Gehirn und Nieren kommt. Der TTP-Patient leidet unter neurologischen Ausfällen und Nierenfunktionsstörungen.
Der erhöhte Verbrauch an Thrombozyten führt zudem zu einer verminderten Anzahl an Thrombozyten im Blut. Dadurch kann es an einer anderen Stelle im Körper zu einem Thrombozytenmangel kommen. Die Blutgerinnung ist gestört und häufig kommt es zu fleckförmigen Einblutungen in die Haut (Petechien).
Ursächlich verantwortlich für das Auftreten einer TTP scheint der Mangel der VWF-spaltenden Protease zu sein. Dies kann durch einen Gendefekt verursacht werden (vererbte oder kogenitale Form der TTP).
Bei der erworbenen Form der TTP wird das Auftreten von Antikörpern gegen die vWF-spaltenden Protease diskutiert, hier fehlen aber noch Daten zur abschließenden Klärung. Bei der erworbenen TTP sind aber eine Vielzahl von Auslösern bekannt, die einen Krankheitssschub hervorrufen können, wie z. B. Medikamente (z.B. Ticlopidin), HIV-Infektion, Krebs, bakterielle Infektionen, Knochenmarktransplantationen oder eine Schwangerschaft.
Therapie
Die Einführung des therapeutischen Plasmaaustausches (Plasmaexchange) stellt einen Meilenstein in der Therapie von TTP-Patienten dar. Seit Einführung des Plasmaaustausches sank die Mortalität bei TTP-Patienten von 85% pro Episode auf unter 15% [1] Jedoch entwickeln rund zwei Drittel der TTP-Patienten nach Transfusion mit gefrorenem Frischplasma allergische Reaktionen, die unter anderem durch leukozytenspezifische Antikörper oder durch von Leukozyten sezernierte Zytokine ausgelöst werden [2, 3] Bei der Therapie mit zellfreiem, S/D-inaktiviertem Plasma treten derartige Reaktionen seltener auf.
Literatur
1. Winters, J.L. und Pineda, A.A. (2003) New directions in plasma exchange. Current Opinion in Hematologiy; 10:424-428
2. Lefevre, H.; Walther-Wenke, G. und Burjhrad, J. (1999) Leukozytendepletion. Bundesgesundheitsbl. Gesundheitsforsch. Gesundheitsschutz; 42:121-131
3. Reutter, J.C.; Sanders K.F.; Brecher, M.E.; Jones, H.G. und Bandarenko,N. (2001) Incidence of allergic reactions with fresh frozen plasma or cryp-supernatant plasma in the treatment of thrombotic-thrombocytopenic Purpura. J Clin Apheresis.; 16:134-138
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